FOTO CUCCHIAIO SICILIANO

Reisenotizen von Nicolas Eyer

Franco, der immer, wenn er bei uns auf der Terrasse sitzt, von früher zu erzählen beginnt – wie er mit dreizehn Jahren seine Schneiderlehre begonnen und für einen Hungerlohn gearbeitet hat, zuerst in Ispica, seiner Heimatstadt, dann in Avola; wie er 1968 (und jetzt beginnen seine Augen zu glänzen) nach Zürich gereist ist, um bei Caduff und später bei Bollag zu arbeiten, wie er sich abends einen Cervelat gekauft hat und ein Brötchen; dass er „doppo due anni e due mesi“ trotz eines Stundenlohns von fünf Franken zurück nach Italien gegangen ist, nach Monza, und nach weiteren sechs Monaten wieder nach Ispica, um dort seinen eigenen Laden zu eröffnen. Wie er 1971 seine Rita geheiratet hat – und er betont, sein Hochzeitsanzug, schwarz mit Kreidestreifen, sei hand-gemacht gewesen, er habe ihn bis heute aufbewahrt. 

Dass er seinen Laden fünfunddreissig Jahre lang geführt hat und wie irgendwann alles schwieriger geworden sei, der Steuern wegen; und dass er mit siebenundzwanzig Jahren sein Einfamilienhaus in der Stadt gebaut habe. Er habe viel riskiert, immer hart gearbeitet, und bis heute kann er nicht sein, ohne etwas zu tun, er muss immer etwas um sein Wochenendhaus hier draussen erledigen, einen Springbrunnen bauen, den Rasen mähen. Und dann und wann ruht er sich bei uns aus, erzählt von damals, und dann fangen seine Augen wieder an feucht zu werden, die Augen des kleinen Mannes mit dem grossen Herzen, den wir schon längst in das unsere geschlossen haben.
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