FOTO CUCCHIAIO SICILIANO

Quelle: Rita, Franco, Margrith und Peter, unsere Bekannten in Pozzallo

Capuliato (Sizilianisch: Capuliatu) haben wir bei Margrith und Peter in Pozzallo kennen gelernt. Die gebürtige Bündnerin und der Stadtzürcher sind nach Sizilien ausgewandert und leben schon nach kurzer Zeit wie die Inselbewohner. Die sizilianische Küche ist bereits zum Hobby geworden. Jeweils am Dienstag besuchen unsere Freunde den Markt in Pozzallo. Neben Gemüse und Obst werden von den Markfahrern auch Käse- und Milchprodukte angeboten. So auch der Frischkäse Stracciatella di bufala. Darauf sind Peter und Margrith jede Woche fixiert. Dieser Frischkäse ist so gefragt, dass der betreffende Marktfahrer immer wieder zu wenig im Angebot hat. Sehr zum Leidwesen von Margrith und Peter . . .                     

Geschichtliches zum Capuliatu

Capuliatu di pomodoro ist ein traditionelles Gewürz der sizilianischen Küche, das aus getrockneten Tomaten hergestellt wird und vor allem mit dem Gebiet der Gemeinde Vittoria verbunden ist. Vittoria ist einer der grössten Gemüsemärkte Italiens. Der ursprüngliche sizilianische Name „capuliatu“ bedeutet "gehackt".

Der Ursprung des Wortes liegt im Vulgärlateinischen, wo es das Wort capulare gab, das „hacken“ bedeutete. Aus dem Lateinischen entwickelte sich im Aragonesischen das Verb capolar, das auch im Katalanischen und Kastilischen beibehalten wurde. Sowohl in Spanien als auch in Sizilien bedeutet der Begriff noch heute ammorsellare.

In Europa wurde die Tomate zunächst als Zierpflanze verwendet. Im 19. Jahrhundert verbreitete sie sich in der Gastronomie. Man ist sich einig, dass der Capuliato seinen Ursprung und seine Verbreitung in Vittoria hat, einer Stadt, in der das Land von Anfang an landwirtschaftlich gut genutzt wurde. 

Der Capuliatu entstand zu einer Zeit, als es noch keine Konservierungsmethoden für Tomatensauce und keinen Gewächshausanbau von Tomaten gab. Das Rezept verbreitete sich schnell in anderen Gebieten der Provinz und im benachbarten Gela. Da die Tomaten im Winter nicht verfügbar waren, wurden sie in den wärmeren Monaten – in der Regel im Juli und August, getrocknet und verarbeitet und das ganze Jahr über zum Würzen von Nudeln und Brot gelagert.

Die Zubereitung

Unsere Freunde Rita und Franco kennen dieses Metier bestens. Die Zubereitung der getrockneten Tomaten ist aufwendig und zeitraubend. Die Tomaten werden zunächst gewaschen, dann geschnitten, gesalzen und an der Sonne getrocknet. Anschliessend werden sie zerkleinert, meist mit einem Fleischwolf, in natives Olivenöl eingelegt, und mit Basilikum, Origano, Knoblauch und Peperoncino angereichert.

Natürlich hat meine Familie Gefallen gefunden an der Capuliatu. Also haben wir unseren grossen Vorrat an getrockneten Tomaten, welche wir direkt beim Produzenten in Pachino eingekauft haben, dazu verwendet. Gehackt wurden die getrockneten Tomaten, der frische rote Peperoncino, der wilde Origano von Rosi und der junge Knoblauch. 4 Gläser Capuliato waren das stolze Resultat. Maria-Rosa schenkte uns zu Beginn unserer Frühlingsferien im Mai 2023 wunderbares Olivenöl aus dem Giardino der Villa Casa Giorgio. Damit füllten wir die Gläser beinahe randvoll. Das Resultat durfte sich sehen lassen.  

Capuliatu wird hauptsächlich zum Würzen von Pasta und Bruschetta verwendet. Aber auch zum Würzen der typischen gefüllten Focacce von Ragusa, den Scacce. Verfeinert oder angereichert kann das Pesto mit geröstetem Paniermehl, geriebenem Caciocavallokäse und anderen Gewürzen werden.

Heute gibt es mehrere Hersteller, vor allem in Vittoria, der Heimat des Capuliatu. So kann dieses beliebte Produkt in Feinkostläden und Supermärkten in ganz Sizilien – vor allem im Südosten –, gekauft werden. Gelegenheit dazu bietet auch der wöchentliche Markt auf der Piazza delle Rimembranze in Pozzallo. 


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