FOTO CUCCHIAIO SICILIANO
Reisenotizen von Nicolas Eyer
In der Ferne die Glocken von Pozzallo, die eine Melodie zu spielen scheinen und die hier, mehrere Kilometer entfernt, noch zu hören sind, als ob sie elektronisch verstärkt würden, ähnlich dem Ruf des Muezzin; und tatsächlich sind wir dem Orient hier so nahe wie an kaum einem anderen Ort in Europa. Ich liebe Orte wie diesen hier oder auch wie Malta, Bollwerke dieser Illusion namens Abendland, wo die Nähe der islamischen Welt zu spüren ist, wo es auf dem Markt klingt wie in einem Souk, wo bereits die Winde Afrikas wehen . . .
Ich weiss, dass das nichts anderes ist als eine unzeitgemässe Kreuzritterromantik, und doch kann ich mich ihrer nicht erwehren. Ich stelle mir dann oft vor, wie es wäre, hier zu leben: im Sommer hinter geschlossenen Fensterläden, um die Hitze abzuhalten, im gefilterten Licht, das durch die schräg gestellten Lüftungslamellen dringt; nur am Abend auszugehen, wenn sich in den lärmigen Strassen die Hitze ein bisschen weniger staut; und im Winter draussen sitzen, lediglich in eine leichte Jacke gehüllt, vor einer Bar auf der Piazza, während eine silbrige Dezembersonne mir den Rücken wärmt . . .
Romantik, wie gesagt, aber was wäre ein Leben ohne sie?