Reisenotizen von Nicolas Eyer
Mich, der ich mein ganzes bisheriges Leben in den Bergen verbracht habe, faszinieren jene grossen Schiffe, die am Horizont vorüberziehen, immer aufs Neue. Manchmal sind sie nah, dass man erkennen kann, ob sie Container oder Öl befördern, dass man die Aufbauten an Deck sehen kann; dann wieder schweben sie am Horizont, nahe jener kaum wahrnehmbaren Linie, die Meer und Himmel trennt, blosse Schattenrisse, Schemen, eine Fata Morgana, platonische Ideen von Schiffen.
Sie scheinen unbeweglich, doch vielleicht liegt das nur an der dunstigen Luft, welche die Entfernungen schrumpfen lässt, so dass einem die Dinge näher vorkommen, als sie tatsächlich sind.
Ich stelle mir vor, dass sie von weit her kommen und unterwegs sind in Länder, die mir zwar aus den Nachrichten namentlich bekannt sein mögen, ansonsten aber jenen eigentümlichen Zauber des Fremden auf mich ausüben. Diese Schiffe sind schwimmende Inseln, Mikrokontinente auf langsamer Drift, zwischen denen sich unüberbrückbare Abgründe auftun. Wer auf ihnen lebt, ist einsam, obwohl (oder weil?) sich das Ufer in Sichtweite befindet, ist allein inmitten jenes unermesslichen Blaus, das durch die Sehnsucht noch leuchtender wird.