Quelle Wikipedia Italien, eigene Recherchen
Die Villaggi Schisina gehören politisch zur Gemeinde Francavilla di Sicilia. Sie wurden 1950 von der Region Sizilien an der Staatsstrasse 185 in Sella Mandrazzi errichtet, um die Bauern mit neuem Wohnraum zu versorgen.
Zur Zeit der Agrarreform in Sizilien, wurde die Ente per la Riforma Agraria in Sicilia (ERAS) gegründet. Ziel war es, die alten Latifundien zu enteignen und an die Bauern abzutreten, die das Land gegen eine subventionierte und aufgeschobene Gebühr ablösen konnten. Für Eigentümer, die ihr Land freiwillig zum Verkauf anboten, wurden Zugeständnisse gemacht.
Die Arbeiten wurden von der Baufirma des Ingenieurs Rosario Arcovito aus Messina in Auftrag gegeben und ausgeführt. Die Organisation der sieben Dörfer war wie folgt aufgebaut:
Borgo Schisina war das zentrale Dorf, das schönste der insgesamt sieben Dörfer. Der Stolz der ERAS und das Verwaltungszentrum der gesamten Bergorganisation. Bei den anderen handelte es sich um Mikrogemeinschaften, die aus sehr kleinen, auf den verschiedenen Terrassen des Geländes errichteten Ziegelhäusern bestanden. Ihre Namen: Borgo San Giovanni, Bucceri-Monastero, Pietra Pizzuta, Malfìtana, Piano Torre und Morfia. Insgesamt wurden 164 Wohnungen gebaut, die per Los zugeteilt wurden, wobei die angrenzenden Grundstücke zwischen zwei und sechs Hektar gross waren. Doch bald darauf lehnten 64 Bauern die Landzuteilung ab, während die anderen 100, die sie akzeptierten, sich weigerten, sich mit ihren Familien dort niederzulassen.
So blieben die Dörfer leer. Der Grund dafür war, dass die Bauern kein Eigentum besassen und sehr arm waren. Die ihnen zugewiesenen Häuser bestanden nur aus zwei Räumen – aus einer vier mal vier Meter grossen Küche und einem dreieinhalb mal drei Meter grossen Schlafzimmer. Kam noch hinzu, dass die Bauern kein elektrisches Licht hatten, da ENEL zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegründet war und die Konzessionsgesellschaft SGES nicht beabsichtigte, das Land zu elektrifizieren.
In den Häusern gab es auch kein fliessendes Wasser. Drinnen war es im Sommer heiss und im Winter kalt, was an den Dächern der Häuser lag, die in 700 Metern Höhe terrassenförmig angelegt waren. Bei Regen wurden die Häuser überflutet, da ihre Böden auf gleicher Höhe mit dem Boden lagen. Schliesslich waren der Stall und die Scheune klein und hatten die gleichen Probleme wie die Häuser. Das zugeteilte Land, das immer nur als Weideland genutzt wurde, musste urbar gemacht werden, was jedoch die wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten der Bauern überstieg.
Viele von ihnen, die es sich nicht leisten konnten ihren sicheren Arbeitsplatz als Arbeiter für ein Unternehmen aufzugeben, das ihre geringen Kräfte überstieg, mussten aufgeben. Diejenigen, die das Angebot annahmen, hatten nur für eine kurze Zeit die Unterstützung der ERAS, dann wurden sie allein gelassen. Darüber hinaus war das betreffende Gebiet mit Weideflächen durchsetzt, die den früheren Eigentümern gehörten, deren Herden in die landwirtschaftlichen Konzessionen eindrangen und diese beschädigten.
1960 waren nur noch sehr wenige Wohnungen während der landwirtschaftlichen Arbeitssaison gelegentlich bewohnt. Von 164 Wohnungen waren nur 2 in Malfitana, 4 in Borgo San Giovanni und 9 in Piano Torre bewohnt.
Im Laufe der Jahre wurden auch diese Behausungen aufgegeben, und die Dörfer gingen in den Besitz der Gemeinde Francavilla di Sicilia über, die bis heute keine Möglichkeit gefunden hat, sie wieder zu nutzen.
Wer über die Sella Mandrazzi (1125) fährt, kommt immer wieder mit der Landwirtschaft in Kontakt. In den vielen engen Kurven der langgezogenen Passstrasse zwischen Francavilla di Sicilia und Novara di Sicilia ist höchste Konzentration angesagt: Kühe, Schafe und Ziegen stehen oder laufen auf der Fahrbahn...