Dann und wann tut sich, wie in Scicli, Modica oder Ragusa, eine tiefeingeschnittene Schlucht auf, in der sich die Häuser stapeln wie die Blöcke in einem Steinbruch, als wären sie hineingewürfelt worden in jene bodenlosen Risse, Paradies, Hölle und Fegefeuer zugleich. Dante hätte an diesen Städten am Ende der Welt seine helle Freude gehabt. (Aus Reisenotizen von Nicolas Eyer)
Quelle: Visit Sicily
Scicli ist eine prächtige, opulente Barock-Stadt im Val di Noto. Wer den spätbarocken Südosten Siziliens kennen lernen will, kommt früher oder später hier an.
An der Kreuzung von drei Tälern, nur wenige Kilometer vom Meer entfernt, ist das malerische Städtchen mit seinen dicht aneinander gereihten Häusern ein Erlebnis. Zusammen mit den sieben anderen Gemeinden des Val di Noto gehört Scicli zum UNESCO-Weltnaturerbe. Alle diese Städte sind das Ergebnis des Wiederaufbaus aus dem 18. Jahrhundert nach dem katastrophalen Erdbeben von 1693. In seinem Buch "Le città del mondo" – Städte der Welt –, beschrieb der berühmte Schriftsteller Elio Vittorini Scicli als vielleicht die schönste Stadt der Welt.
Die Via Francesco Mormina Penna, die als eine der schönsten Strassen Siziliens gilt, ist ein einzigartiges szenografisches Ensemble von aristokratischen Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert (Palazzo Spadaro, Palazzo Bonelli, Palazzo Conti, Palazzo Porcelli-Battaglia-Sgarlata-Veneziano, Palazzo Papaleo, Palazzo Carpentieri, Palazzo di Città, Palazzo Benventano).
Der Palazzo Benventano wurde vom englischen Kunsthistoriker Anthony Blunt als der schönste Barockpalast Siziliens beschrieben, auch weil dieser mit maurischen Köpfen verziert ist.
Vom Palazzo Benventano aus erreichen wir spazierend die Piazza Italia, umgeben von Palästen wie den Palazzo Massari, Palazzo Mormina-Penna, Palazzo Iacono, Palazzo Scrofani, Palazzo Fava und der Chiesa Madre di Sant'Ignazio. Von der Piazza Italia aus ist es leicht, die Ortsteile San Giuseppe und Altobello mit der Kirche San Giuseppe und dem Cava (eine natürliche Schlucht, die durch die Einwirkung des San Bartolomeo-Stroms auf dem Kalkstein verursacht wurde) zu erreichen.
Neben der religiösen Architektur gibt es auch Gemälde und Fresken von seltener Schönheit in den Kirchen und Palästen. Eines der herausragendsten ist zweifelsohne das Gemälde des Christus von Burgos aus dem 17. Jahrhundert, auch bekannt als "Christus in einem Rock", weil es einen gekreuzigten Christus zeigt, der ein weisses Priestergewand trägt, das mit einer Spitzenschärpe getrimmt ist. Es gibt keine bekannten Beispiele in Europa ausser einer Holzskulptur aus dem 14. Jahrhundert in der Mutterkirche Santa Maria in Burgos, Spanien.
Scicli muss man einfach gesehen haben. Auch wer die spätbarocke Kleinstadt in den Monte Iblei mehrmals besucht, entdeckt immer wieder neue Winkel, Facetten und beeindruckende Zeugen des sizilianischen Barocks.