Von der Sella Mandrazzi schweift der Blick hinüber zum majestätischen Vulkan Ätna. Und hinunter ins Valle dell` Alcantara. Das vergessene Bauerndorf der Villaggi Schisina wurde 1950 erbaut. Aber die Agrar-Reform hat aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert.
Die Portella oder die Sella Mandrazzi, wie der Pass auch genannt wird, liegt im Nordosten Siziliens nördlich des weithin sichtbaren Vulkans Ätna. Die Portella Mandrazzi (1125 m ü.d.M.) ist ein Pass, der zu den Peloritani-Bergen gehört und als letzter Verbindungspunkt zwischen den Peloritani-Bergen und den Nebrodi-Bergen gilt. Er ist auch die Grenze zwischen den Gemeinden Francavilla di Sicilia und Novara di Sicilia in der Provinz Messina.
Die Sella Mandrazzi ist Teil der Verbindungsstrasse zwischen dem mondänen Ferienort Taormina und der Nordküste mit den bekannten Orten Milazzo und Barcellona-Pozzo Gotto. Hier an der Sella Mandrazzi wird Weidewirtschaft betrieben. So ist es beinahe normal, dass der Besucher dieser grossartigen Passlandschaft die kurvenreiche Strasse mit frei laufenden Kühen, Rindern, Schafen, Ziegen und Gemsen teilen muss. Vorsicht ist auf jeden Fall geboten!
Im Gegensatz zu den dichter besiedelten Gebieten um Taormina und Giardini-Naxos sowie Messina und Catania ist diese Region eine der am wenigsten besiedelten in Sizilien. Das liegt daran, dass die Böden hier geologisch älter sind. Ausserdem findet man hier die wenigen zusammenhängenden Waldgebiete der Insel.
Borgo Schisina, ein längst vergessenes Bauerndorf, verlottert vor sich hin
Die Villaggi Schisina gehören politisch zur Gemeinde Francavilla di Sicilia. Sie wurden 1950 von der Region Sizilien an der Staatsstrasse 185 in Sella Mandrazzi errichtet, um die Bauern mit neuem Wohnraum zu versorgen.
Zur Zeit der Agrarreform in Sizilien, wurde die Ente per la Riforma Agraria in Sicilia (ERAS) gegründet. Ziel war es, die alten Latifundien zu enteignen und an die Bauern abzutreten, die das Land gegen eine subventionierte und aufgeschobene Gebühr ablösen konnten. Für Eigentümer, die ihr Land freiwillig zum Verkauf anboten, wurden Zugeständnisse gemacht. Die Organisation der sieben Dörfer war wie folgt aufgebaut:
Borgo Schisina war das zentrale Dorf, das schönste der insgesamt sieben Dörfer. Der Stolz der ERAS und das Verwaltungszentrum der gesamten Bergorganisation. Bei den anderen handelte es sich um sogenannte Mikrogemeinschaften, die aus sehr kleinen, auf den verschiedenen Terrassen des Geländes errichteten Ziegelhäusern bestanden. Ihre Namen: Borgo San Giovanni, Bucceri-Monastero, Pietra Pizzuta, Malfìtana, Piano Torre und Morfia. Insgesamt wurden 164 Wohnungen gebaut, die per Los zugeteilt wurden, wobei die angrenzenden Grundstücke zwischen zwei und sechs Hektar gross waren. Bald darauf lehnten 64 Bauern die Landzuteilung ab, während die anderen 100, die sie akzeptierten, sich weigerten, sich mit ihren Familien dort niederzulassen.
1960 waren nur noch sehr wenige Wohnungen während der landwirtschaftlichen Arbeitssaison gelegentlich bewohnt. Von 164 Wohnungen waren nur zwei in Malfitana, vier in Borgo San Giovanni und neun in Piano Torre bewohnt. Im Laufe der Jahre wurden auch diese Behausungen aufgegeben, und die Dörfer gingen in den Besitz der Gemeinde Francavilla di Sicilia über, die bis heute keine Möglichkeit gefunden hat, sie wieder zu nutzen.
Gole dell`Alcantara: Treffpunkt der Abenteuerlustigen
Die lange Anfahrt von Giardini Naxos entlang dem Fiume Alcantara, der dem Tal seinen Namen gibt (Valle dell`Alcantara) ist abwechslungsreich. Der Fiume Alcantara entspringt ca. 1,4 km südlich von der Serra Baratta entfernt im Nebrodi-Gebirge und fliesst nach 53 km am Strand von San Marco bei Giardini Naxos ins Ionische Meer.
Wer hier durchfährt und sportlich-abenteuerlich interessiert ist, sollte sich unbedingt die Alcantara-Schlucht anschauen. In der Ortschaft Fondaco Motta gabelt sich der Fluss, nachdem er sich mit dem Fiume Zavianni vereinigt hat, durch eine imposante Schlucht. Die 300'000 Jahre alten Basalt-Lavasteine mit ihren präethnischen Spalten bilden die wilde und imposante Kulisse der Gole dell`Alcantara, welche jedes Jahr von Tausenden sportbegeisterten Menschen besucht wird. Der Fiume Alcantara durchquert die Gemeinden Floresta, Santa Domenica Vittoria, Randazzo, Mojo Alcantara, Graniti, Gaggi, Calatabiano, Taormina und Giardini Naxos.