FOTO CUCCHIAIO SICILIANO

Reisenotizen von Nicolas Eyer

Im Südosten Siziliens scheint das Feudalzeitalter noch nicht allzulange der Vergangenheit anzugehören. Das wird einem bei der Fahrt übers Land deutlich, wo jene Mauern aus grob behauenen Steinen zu beiden Seiten der Strasse nur hin und wieder von Einfahrten, markiert durch verwitterte Torpfosten mit Voluten, Wappenschildern oder Löwen an der Spitze, unterbrochen werden. 

Dann wird für Sekunden ein überwucherter Fahrweg sichtbar, eine Schotterpiste, an deren Ende, kaum zu sehen hinter jenen Mauern, ein Gutshaus steht, erbaut aus demselben gelbgrauen Stein, die Dächer gedeckt mit Tonziegeln, die Läden vor den hohen Fenstern geschlossen zum Schutz vor der Sonne oder den ersten Herbststürmen. 

Oft stehen diese Häuser ganz einsam auf einer kleinen Anhöhe über dem weiten Land, mit Blick auf das Meer, das fern in der Tiefe schwebt, stumme Zeugen einer versunkenen Welt, und ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn sie unbewohnt wären – und vielleicht sind es einige von ihnen ja? – und ich ihre hohen, im Halbdunkel liegenden Räume erkunden könnte, in die sich Sonnenlanzen bohren und wo die Staubkörner tanzen.
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