Reisenotizen von Nicolas Eyer
Ispica, am Freitagnachmittag um halb fünf: In der Via Roma scheint das Freitagsgebet der Muslime zu Ende zu sein, denn einige Afrikaner stehen auf dem Gehsteig, unter ihnen der Imam im weissen Kaftan und mit gleichfalls weisser Kopfbedeckung.
Hinter ihnen die Fassade der Chiesa Madre in strengem Barock wie ein Bollwerk. Kurz darauf fahren wir am Friedhof vorbei, wo die Sonne durch die bunten Fenster von Mausoleen scheint, die im Gegenlicht mehr orientalisch als abendländisch, eher byzantinisch denn neogotisch anmuten.
In solchen Augenblicken ist sie wieder da, jene Vision eines Mittelmeerraums, in dem die Anhänger der grossen monotheistischen Religionen friedlich zusammenleben, vereint im Glauben an den Einen Gott.